Startup Porträt: sat:io

Wir haben uns mit Florian von sat:io unterhalten und er hat uns erzählt, welche Pläne sat:io für die Zukunft der Raumfahrt hat.

Lieber Florian, kannst du uns in wenigen Worten erklären, was die Idee von sat:io ist?

sat:io entwickelt eine cloud-basierte Plattform mit integrierten Anwendungen für den Bau sowie den Betrieb von Satelliten. sat:io bietet eine Tool-Suite für die Raumfahrt. Also verschiedene Module, die unterschiedliche Anforderungen der Satellitensteuerung abdecken. Sozusagen das Microsoft-Paket für die Raumfahrt.

Woher kommt diese Idee? Wie habt ihr einen Bedarf dafür erkannt?

Meine Mitgründer haben sich vor ca. sechs Jahren während ihrer Promotion am Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart kennengelernt und bereits in diesem Bereich geforscht. Sie waren an der Entwicklung des Uni eigenen Satelliten „Flying Laptop“ beteiligt, der noch immer funktionsfähig im Orbit ist. Dabei haben sie festgestellt, dass die traditionellen Systeme, die auf dem Markt erhältlich sind, veraltet sind und viel Anpassung und Konfiguration erfordern. Außerdem müssen oft mehrere Satelliten parallel betrieben werden, wozu man ein System braucht, das mitskalieren kann. An der Uni haben sie dann den Bedarf eines Multi Mission Operating Systems erkannt. Während der Entwicklung dieser Lösung wurde allmählich die Idee der Ausgründung geboren.

Und wie bist du dann zum Team gestoßen?

Ich habe die anderen über die Plattform foundario gefunden. Ich bin über Elon Musik in die New Space Branche eingestiegen und bin dann auf die Ausschreibung der anderen gestoßen, da das Team noch Verstärkung mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund gesucht hat. In mir hat schon immer ein gewisser Unternehmergeist geschlummert, da auch in meinem Freundeskreis viele Unternehmer vertreten sind. So ist der Wunsch in mir gewachsen, den Sprung vom Angestelltenverhältnis in ein Start-up zu wagen. Und die Idee meiner Mitgründer hat mich einfach überzeugt.

Kannst du uns mehr über die Module erzählen, die sat:io anbietet? Wie funktionieren diese?

sat:io bietet im Vergleich zu bestehenden Anbietern eine Plattform mit darauf integrierten Anwendungen – oder Tools, wie wir sie nennen – an. Darunter zählen zum Beispiel Tools zur Missionsplanung, die es Kunden ermöglichen, Aktivitäten von Satelliten zu planen. Ein anderes Tool für die Kommandierung ermöglicht es unseren Kunden mit ihren Satelliten zu kommunizieren. Sprich, es können Befehle, also Kommandos, gesendet und Telemetrie-Daten des Satelliten empfangen werden. Allerdings ist das nur ein Bruchteil dessen, was in Zukunft auf der Plattform angeboten werden soll. Zukünftig soll es Tools für die Flugdynamik, die Anbindung an Bodenstationsnetzwerke oder zur Kollisionsvermeidung, um nur einige weitere zu nennen, auf unserer Plattform geben.

Die Anwendungen sind so konzipiert, dass sie Informationen untereinander austauschen können und das System Stück für Stück entsprechend der Anforderungen unserer Kunden wachsen kann. Die gemeinsame Plattform auf der alle Tools basieren, ermöglicht es unseren Kunden die Tools ohne Integrationsaufwand einfach nur zu aktivieren und zu nutzen. Außerdem sind sie cloud-basiert und können ohne hohe Investitionskosten in eine eigene Infrastruktur genutzt werden.

Wie seid ihr bei der Entwicklung vorgegangen?

Unsere erste Herausforderung bestand darin, die Bedürfnisse der Branche zu verstehen und zu validieren, ob es tatsächlich einen Bedarf für unser System gibt. Durch Kundeninterviews und Hypothesenbildung erkannten wir schnell, dass das der Fall ist. Auch wenn es Konkurrenten auf dem Markt gibt, haben wir bisher keine Lösung gesehen, die einen so ganzheitlichen und flexiblen Ansatz verfolgt wie die von sat:io.

Hast du Tipps und Tricks für potentielle Neugründerinnen und Neugründer? Was ist ein Learning, das du gerne teilen würdest?

Das Team ist super wichtig und ich würde auch behaupten, mit das fragilste Element bei einer Gründung. Sobald jemand abspringt kommt das Ganze Konstrukt ins Wanken. Wir haben daher sehr schnell ein Feedbackformat eingeführt. Das erlaubt es uns Kritik jeglicher Art in einem bestimmten Rahmen zu verbalisieren und sozusagen loszuwerden. Das schafft eine psychologische Sicherheit, die langfristig total dabei hilft besser und effizienter zusammenzuarbeiten.

Und wie geht es jetzt weiter mit sat:io?

Wir haben Unterstützung im Rahmen des eXIST-Forschungstransfers erhalten, mit dem wir jetzt unser Gründungsvorhaben weiter vorantreiben und sat:io aufbauen können. Außerdem möchten wir bis Ende des Jahres eine erste Finanzierungsrunde abschließen, unser Team erweitern und erste Pilotkunden gewinnen. Mit der Uni Stuttgart arbeiten wir momentan am Satelliten EIVE der im Juni gelauncht werden soll. Dieser soll als erste Demo Mission dienen und mit sat:io betrieben werden. Die ermöglicht es uns weitere wertvolle Erfahrung zu sammeln.