Startup Porträt: Kurz Karkassenhandel

© Bild : BlueSky Photo Design Marc Feix

Hanna Schöberl von Kurz Karkassenhandel gibt uns im Interview Einblicke in das Recycling von Altreifen.

Liebe Hanna, bitte beschreibe Deine Idee in 3 Sätzen
Grundsätzlich ist die Idee aus Altreifen Gummiasphalt herzustellen. Dafür werden die Reifen klein gemacht und in ihre Einzelkomponenten separiert. Das Gummi kommt in die Straße und gibt dieser eine bessere Performance und Haltbarkeit.

Die Idee brachte mein Großvater schon vor langer Zeit aus Amerika mit. Allerdings mahlt die deutsche Bürokratie leider manchmal etwas langsam, so dass er die Umsetzung nicht mehr erlebt hat. Ich treibe diese Idee weiter.

In welchem Stadium steht das Projekt?
Momentan beschränkt sich die Umsetzung auf Wendlingen und Kirchheim.
Wendlingen schreitet innovativ voran und setzt das neu gewonnene Material bereits im Straßenbau ein. Die Firma Waggershauser aus Kirchheim unterstützt diese Initiative auch aktiv.

Alle weiteren Einsatzflächen mit unserem AOKTO sind momentan noch auf privatem Grund. Hintergrund ist, dass die rechtlichen Richtlinien auf Landesebene verankert sind und die Basis für den Straßenbau regeln. Dies verkompliziert den Rollout. Wir bohren auch auf Bundesebene, um die notwendigen Rahmenbedingungen für den Einsatz zu erwirken. Unser Geld verdienen wir mit der klassischen Altreifenentsorgung. Der Straßenbelag ist ein Herzensprojekt!

Was ist der USP eurer Idee?
Im Vergleich zu herkömmlichem Asphalt besteht der Vorteil darin, dass das Material
bereits da ist und nicht durch aufwendige Verfahren erst noch hergestellt werden muss. Das ist ressourcenschonend und reduziert zudem den CO²-Ausstoß um 17 %. Allerdings muss man auch sagen, dass der Anteil dieses recycelten Materials bei einem Laufmeter pro Spur gerade mal ein Reifen ist. Asphalt ist grundsätzlich ein Steingemisch. Die Altreifen machen ca. 2% des Materials – also eigentlich ein Mini-Bestandteil aus. Aber wenn man beachtet, dass jeder Mensch in Deutschland – egal in welchem Alter und mit welchen Verkehrsmitteln man sich fortbewegt – im Schnitt pro Jahr einen Reifen verbraucht ist das trotzdem gut.

Was bedeutet für dich – in Bezug auf dein Business – das Schlagwort “Regionalität”?
Regionalität ist für mich der wichtigste Bestandteil. Ich bin die „Ökotante“ im Reifen-Recyclingumfeld. Häufig werden Altreifen für die Entsorgung in die Türkei und nach Polen gebracht für die Entsorgung. Wir versuchen unsere Mengen regional oder zumindest innerhalb Deutschlands unterzubringen. Reifen werden, wenn sie nicht mehr runderneuert werden können, am Besten zu Granulaten verarbeitet, in Zementfabriken verbrannt oder in Pyrolyse Anlagen in die einzelnen Bestandteile zurück versetzt. Das Granulat wird dann z.B. auf Spielplätzen verbaut. Für uns ist klar, dass der Einsatz im Straßenbau kurzfristig erst mal lokal funktionieren muss.

Gibt es ein unternehmerisches Vorbild für dich?
Mein Großvater – Er war ein Visionär und hat Wege eingeschlagen, die für ihn und
sein Umfeld vielleicht auch mal unbequem waren.

Wenn du einen Wunsch in Hinblick auf deine Idee frei hättest – was würdest du dir wünschen?
Ich wünsche mir Bürokratie-Abbau für Innovationen und Gesetze mit Einsicht und
Verständnis für die Zielgruppe.