STARTUP-INTERVIEW: KOENA tec

Startup Region Stuttgart hat sich im Steyg zu einem Gespräch mit Manuel Armbruster (28), einem der Gründer von KOENA tec, getroffen. Unterhalten haben wir uns über Stromkosten, erneuerbare Energien und Gastro-Kaffeemaschinen.

Beschreibe euer Unternehmen in einem Satz.

Wir unterstützen Gastronomen bei der Einsparung von Energie bzw. von Energiekosten.

Wann kam euch die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Was war der Auslöser dafür?

Während unseres Bauphysik-Studiums hatten Pirmin Boch (27) und ich (Manuel Armbruster) viel mit Optimierungsmaßnahmen auf dem Energiemarkt zu tun. Malcom Yadack (36) war damals bei uns Gastdozent und hat bei den Stadtwerken Tübingen gearbeitet. Eines Tages kam er in der Kantine mit einem Servicetechniker für Kaffeemaschinen ins Gespräch. Der Techniker erklärte ihm, dass eine Kaffeemaschine 10 kW Anschlussleistung, also auch im ungenutzten Zustand, hat. Wenn diese Anschlussleistung bei mehreren Kaffeemaschinen benötigt wird, ist das einiges an Energie. Daraufhin haben wir uns umgehört, wie es mit den Energiekosten aussieht und sind auf offene Ohren gestoßen. So ist dann die Idee immer mehr gereift und wir haben herausgefunden, dass gerade im Gastronomiebereich nicht genau beschrieben werden kann, wie viel Energie von den Geräten verbraucht wird. Also nicht nur in Bezug auf Kaffeemaschinen. Um den Verbrauch deutlicher abzubilden, haben wir einen Zwischenstecker entwickelt, der direkt zwischen die Steckdose und das Gerät gesteckt werden kann. Anhand des Steckers können wir nicht nur den Energieverbrauch erfassen, sondern auch wann und wie viel Energie benötigt wird. So können anhand der erfassten Daten Tipps gegeben werden, wann Energie gespart werden kann. Bisher lag der Fokus eher auf der Messung von Strom. Momentan sind wir jedoch mit einem Hersteller von Kaffeeautomaten auch bezüglich der Steuerung im Gespräch. Ziel ist es hierbei das Nutzerverhalten unseres Kunden zu analysieren und eine angepasste Steuerung zu dem jeweiligen Gerät anzubieten. So könnte dann in Zeiträumen geringer Nutzung das Gerät automatisch abgeschaltet werden. Dadurch würden die Gastronomen zusätzlich Energie und somit auch Kosten sparen.

Welche Befürchtungen hattet ihr zu Beginn der Gründung? Wie beurteilt ihr diese aus heutiger Sicht?

Man hat zu Beginn ziemlich viele Befürchtungen. Jede Idee, die man hat sollte ja auch die Lösung für ein bestehendes Problem darstellen. Darüber macht man sich anfangs sehr viele Gedanken. Jedoch haben wir sehr schnell herausgefunden, dass tatsächlich ein Problem besteht, welches gelöst werden kann. Es spielen sehr viele weitere Dinge eine Rolle, beispielsweise ob alles so funktioniert, wie man sich das ausgedacht hat. Aber ich kann auch sagen, dass die Befürchtungen zu Beginn schon berechtigt sind. Man sollte nicht zu optimistisch an die Sache herangehen, bzw. man sollte sich im Klaren sein, wie die Dinge laufen können.

Was habt ihr dazugelernt?

Wir haben dazugelernt, dass man nicht am ersten Tiefpunkt direkt aufgeben darf. Durchhaltevermögen ist extrem wichtig. Das sind zwar die Phrasen, die man meistens hört, aber es ist auf jeden Fall extrem wichtig den Spaß an der Sache und die Motivation nie zu verlieren. Außerdem sollte man seinen Fokus gezielt setzen und verfolgen. Gerade am Anfang hat man so viele Ideen, welche man zusätzlich einbringen möchte und vielleicht das ein oder andere Mal den Fokus verliert. Heute kann ich sagen, dass es bestimmt besser gewesen wäre nicht alles Mögliche direkt beachten zu wollen, sondern sich auf eine konkrete Idee zu konzentrieren.

 

Wie habt ihr euer Team zusammengestellt?

Pirmin Boch und ich (Manuel Armbruster) haben zusammen Bauphysik studiert und Malcom Yadack haben wir als Gastdozent kennengelernt. In letzter Zeit sind noch ein Softwareentwickler, ein Werkstudent im Bereich Marketing und einen Praktikant im Bereich Prozessmanagement dazugekommen. Wir haben uns also irgendwie gefunden und es harmoniert super. Jeder hat seinen Bereich und seine Aufgaben, um die er sich kümmert. Pirmin Boch macht die Entwicklung, ich eher die Geschäftsentwicklung und Sales, Malcom Yadack ist im Bereich Strategie tätig.

Wie bzw. wo kommt man als Startup an potentielle Mitarbeiter?

Bei uns ist es vielleicht etwas speziell, wir haben uns alle über Freunde und Bekannte kennengelernt. Ansonsten würde ich empfehlen über Hochschulen und Universitäten zu versuchen an Mitarbeiter zu kommen. Als Startup kann man zwar finanziell nicht direkt bieten was man in der Industrie bekommt, aber dafür viele andere Dinge. Beispielsweise Einblick in die Startup Community zu bekommen und in Räumlichkeiten, wie dem Steyg, arbeiten zu können.

Habt ihr schon über eine Zusammenarbeit mit externen Investoren nachgedacht?

Anfangs haben wir erst selbst investiert und Ende letzten Jahres haben wir den Vertrag mit InnoEnergy abgeschlossen. Wir haben in InnoEnergy einen Investor gefunden, welcher ca. 160 Startups im Energiebereich in ihrem Pool hat. Deshalb passen wir, mit unserer Idee, sehr gut mit diesem Investor zusammen. Die Zusammenarbeit ist für uns nicht nur finanziell attraktiv, sondern auch um Kontakte zu knüpfen. Außerdem werden viele Events und Workshops angeboten, an denen man teilnehmen kann.

Welchen Tipp könntest du Gründern geben?

Wir haben uns relativ früh für Netzwerktreffen interessiert, bei welchen Startups und die Industrie an einen Tisch geholt werden. Es geht zwar nicht immer so schnell mit Finanzierungen, wie man es sich vorstellt, es ist aber extrem wichtig die finanziellen Mittel zu haben, um Ideen umsetzen zu können. Man sollte ehrlich mit potentiellen Investoren umgehen und sich auch wirklich denjenigen heraussuchen, der zu einem passt. Jedoch ist es auch eine Sache der Philosophie, ob man einen Investor mit ins Boot nehmen möchte.

Was war bisher die größte Fehleinschätzung, die ihr bei eurer Gründung gemacht habt? Was würdet ihr rückwirkend anders machen?

Wir haben die Zeitspanne zwischen dem MVP und dem serienfertigen Produkt etwas unterschätzt. Da gibt es einiges zu tun, bis ein serienreifes Produkt entsteht. Hier würden wir wahrscheinlich etwas mehr Zeit einplanen, aber die Erfahrung mussten wir einfach machen.

Wie findet ihr die Stuttgarter Gründer-Community? Wo finden (potentielle) Gründer am einfachsten Anschluss?

Die Gründer-Community hat sich in den letzten Jahren extrem entwickelt. Beispielsweise die Veranstaltungen von Pioniergeist, die hier im Steyg stattfinden, sind wirklich empfehlenswert. Mit dem Steyg wurde ein richtiges Startup-Zentrum, mit tollen Events und Unterstützung für die Gründer, geschaffen. Ein Beispiel ist die Veranstaltung Gründermotor, bei welcher man seine Idee vorstellen kann, oder auch ohne Idee mit dem Wunsch die eigenen Fähigkeiten einzubringen, vorbeischauen kann. Richtig gut sind auch die Workshops, bei welchen man innerhalb weniger Tage das eigene Startup entwickeln kann. Bei den Founder Talks kann man von erfolgreichen Gründern aus erster Hand interessante Infos bekommen. Aber auch bwcon bietet einige gute Veranstaltungen an, bei denen nützliche Infos geteilt werden und man auch gut netzwerken kann.

Wie stellt ihr euch die nahe und ferne Zukunft für euer Unternehmen vor?

In naher Zukunft möchten wir ein serienreifes Produkt und eine Bewegung in Gang setzen, bei welcher 100 000 kWh Strom im Raum Stuttgart, eingespart werden. In ferner Zukunft möchten wir, aufbauend auf unserem Modul, alle Geräte auf unserer Plattform vereinigen und damit quasi ein virtuelles Kraftwerk schaffen. Bei der Nutzung erneuerbaren Energien kann es nämlich sein, dass durch verstärkte Sonneneinstrahlung oder Windaufkommen viel Strom produziert wird. Somit kann es sein, dass „zu viel“ Strom am Stromnetz vorhanden ist. Zu diesem Zeitpunkt könnten dann vermehrt die flexiblen Geräte eingeschaltet werden und somit der Strom genutzt werden. So könnte dann die Überlast am Netz ausgeglichen werden. Zu diesem Thema möchten wir noch dieses Jahr ein Pilotprojekt in der Schweiz starten.

Hier geht es zu der Homepage von KOENA tec.