Start-up Portät: caisy

Wir haben Moritz und Valentino von caisy getroffen. Sie erzählen uns, wie sie auf die Idee für caisy gekommen sind, was ein Headless Content Management System eigentlich ist und woher sie den Antrieb für ihr eigenes Start-up nehmen.

Lieber Moritz, lieber Valentino, bitte beschreibt euer Unternehmen in einigen Sätzen. Was ist caisy?

caisy ist ein Headless Content Management System. Wir bieten die perfekte Lösung für Agenturen, Entwicklung, Marketing und Bearbeitung. Mit caisy kann eine Vielzahl von Kanälen problemlos bespielt werden. Außerdem können mehrere Kolleg*innen gleichzeitig an der Plattform arbeiten.

Wie kam euch denn die Idee für euer Produkt? Wie habt ihr den Bedarf dafür erkannt?

Wir haben beide an der Hochschule der Medien studiert und arbeiten seit Jahren mit Content Management Systemen. Wir waren mit den gängigen Systemen auf dem Markt aber einfach nicht zufrieden. Keines konnte all unsere Anforderungen abdecken, besonders, nachdem wir unsere eigene kleine Agentur gegründet hatten und passende Systeme für uns und die Kund*innen suchten.

Dann hat sich die Möglichkeit ergeben, vor einem großen Küchenhersteller zu pitchen. Dieser hat den Auftrag für die Bespielung des eigenen Online-Auftritts vergeben. Also haben wir beschlossen, unser eigenes Headless CMS zu bauen, um den Anforderungen des Kunden gerecht werden zu können. Wir konnten den Pitch für uns entscheiden, haben somit den Auftrag gewonnen und konnten dann sehr kundennah an der Entwicklung unseres CMS arbeiten. Mittlerweile sind einige weitere Kund*innen dazugekommen und caisy wächst stetig.

Okay, lasst uns nochmal einen Schritt zurückgehen. Headless – was bedeutet das in diesem Kontext? Was kann caisy, was andere Wettbewerber und CMS nicht können?

Prinzipiell ist ein Content Management System ja einfach ein Werkzeug, das die Entwicklung, Bearbeitung, Speicherung und Veröffentlichung von digitalen Inhalten wie Websites, Apps, E-Commerce, Newslettern und Vielem mehr ermöglicht. Dabei ist wichtig, dass traditionelle CMS ein Backend und ein Frontend haben. Im Backend erstellen und verwalten Nutzende den Content. Das Frontend ist dann das Endprodukt, das Besucher*innen der Seite zu sehen bekommen.

Bei herkömmlichen CMS sind Front- und Backend miteinander integriert. Das führt dazu, dass der Prozess – vom Content Creator, über das Einspeisen ins Backend, bis zum Ausspielen des Inhalts auf dem Endgerät in Form des Frontends – mit einem hohen Organisationsaufwand, wenig Flexibilität und dementsprechend hohen Kosten verbunden ist.

Wenn ein Content Management System Headless ist, bedeutet das, dass das Backend und das Frontend getrennt sind. Ein headless CMS ermöglicht so, dass eine unbegrenzte Anzahl an Nutzenden Zugriff auf das Backend haben und die Inhalte schlussendlich auf unzählige, verschiedene Geräte ausgespielt werden können. Das Frontend kann von Entwickler*innen dann individuell für jeden Kanal mit einem Framework der Wahl gestaltet werden. Das bringt hohe Flexibilität und Kostensenkung mit sich.

Könnt ihr ein Beispiel geben, wie das in der Praxis aussieht? Worin besteht der konkrete Mehrwert von caisy?

Moritz: In der Praxis sieht die Arbeit mit caisy so aus: Developer, Editor, Engineers und Marketers können alle auf das gleiche Interface zugreifen, Content dort bearbeiten und an allen gewünschten Stellen ausspielen lassen. Der Content kann schneller ausgerollt und generell können zahlreiche Ressourcen gespart werden.

Das bringt auch eine Skalierbarkeit mit sich. Inhaltsänderungen und -bereitstellungen können schneller und einfacher vorgenommen werden, was eine effizientere Verwaltung ermöglicht. Durch die Bearbeitung von Inhalten an einer Stelle wird sichergestellt, dass alle Websites, Anwendungen und andere Systeme gleichzeitig aktualisiert werden, was die Skalierung von Plattformen oder das Hinzufügen neuer Integrationen erheblich erleichtert.

Hattet ihr Befürchtungen zu Beginn eurer Gründung? Falls ja, wie beurteilt ihr diese aus heutiger Sicht?

Wir hatten eigentlich keine Befürchtungen, da wir in der komfortablen Situation waren, dass wir auch nichts zu verlieren hatten. Wir haben im Studium angefangen zu gründen und haben uns dann einfach an den Pitch vor dem Küchenhersteller gewagt. Da galt die Devise: Entweder es funktioniert und wir treiben unsere Idee voran – oder eben nicht. Unsere Fallhöhe war verkraftbar. Mit unserem Background und Abschluss waren wir recht zuversichtlich, dass wir ansonsten auch so einen Job finden würden.

„Fehler“ gibt es bekanntlich nicht und falls doch mal etwas schiefläuft, dann lernt man daraus. Welche „Fehler“ habt ihr gemacht und was konntet ihr mitnehmen? Was könnt ihr anderen empfehlen?

Zu Beginn haben wir uns nicht so viel damit beschäftigt, was es bedeuten kann ein Team zu leiten. Mittlerweile leiten wir ein Team mit mehreren Leuten und einige davon leben auch im Ausland. Unsere Entwickler kommen beispielsweise aus Ägypten, dort gibt es eine Coding-Schule, die sie bestens ausbildet.

Nach einiger Zeit haben wir gemerkt, wie herausfordernd es sein kann, Aufgaben richtig zu delegieren – vor allem natürlich auch über die Entfernung und remote. In unserer Vorstellung wussten wir beispielsweise ganz genau, wie eine Lösung am Ende aussehen soll, aber es war oft nicht so einfach, das auch so zu transportieren. Da sind wir mit der Zeit immer besser geworden und haben uns in punkto Teamführung weiterentwickelt. Wir denken, das ist auch etwas, was nur per „learning by doing“ und Erfahrung zu meistern ist.

Habt ihr schon einmal über die Zusammenarbeit mit externen Investor*innen nachgedacht? Wie stellt ihr eure Finanzierung sicher?

Wir arbeiten viel mit Business Angels zusammen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns der persönliche Austausch mit diesen viel weiterhilft. Sie können uns teilweise fachlich unterstützen, vor allem aber auch weitere Kontakte legen und Türen öffnen. So können wir auch sicherstellen, dass uns ein Großteil unseres eigenen Unternehmens noch selbst gehört, ohne zu viele Anteile an Investoren abzugeben. Über die Zusammenarbeit mit einem Venture Capital haben wir zwar schon nachgedacht, dafür würden wir uns allerdings gerne noch Zeit lassen. Wir denken, dass wir dafür noch mehr skalieren sollten.

Habt ihr ein unternehmerisches Vorbild? Das kann eine Person des öffentlichen Lebens sein, aber natürlich auch jemand aus eurem persönlichen Umfeld.

Valentino: Ich habe aus einer persönlichen Krankheitsgeschichte heraus einen sehr guten Freund über Facebook kennengelernt. Wir haben uns in einer Facebook-Gruppe ausgetauscht und bald über mehr, als nur unsere Krankheit, gesprochen. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Stockholm, wo ich ihn dann auch besucht habe.

Ich würde sagen, dass er nicht die einfachsten Startbedingungen im Berufsleben hatte, da seine Familie nach Schweden flüchten musste und er sich alles selbst aufgebaut hat. Das hat mich immer krass motiviert und angetrieben, da ich ihn und seine Arbeit sehr inspirierend finde. Er ist Serien-Gründer und hat schon viele Ideen erfolgreich an den Markt gebracht. Das verkörpert für mich die „einfach mal machen“-Einstellung, die ich auch selbst verfolge.

Wie stellt ihr euch die Zukunft eures Produkts vor? Was kommt auf caisy in nächster Zeit zu?

Der Bedarf an Content Management Systemen wird in Zukunft weiter steigen, da auch die Geräte mit Verbindung zum Internet mehr werden. Ein Headless CMS macht deshalb insbesondere Sinn, da die verschiedenen Geräte so am einfachsten bespielt werden können. Wir sehen also auch die Bedeutung von caisy weiterhin steigen und sind daher sehr zuversichtlich und optimistisch für die Zukunft gestimmt.