Startup Porträt: Conceptboard

Conceptboard gestaltet mit einem Tool die Arbeitswelt von morgen

Wenn Praktiker feststellen, dass ein passendes Handwerkszeug zur besseren Erledigung ihrer täglichen Arbeit noch gar nicht erfunden wurde, so kann daraus durchaus die Keimzelle einer innovativen Idee entstehen. So war es auch im Jahr 2008, als die beiden IT-Consultants Daniel Bohn und Christian Schröder ein Tool vermisst hatten, mit dem sie von unterschiedlichen Orten aus an einem Userinterface für Software hätten arbeiten können. „Es gab kein entsprechendes Werkzeug, mit dem man am selben Objekt hätte arbeiten können, ohne am gleichen Rechner zu sitzen“, erinnert sich Bohn. Damit war für die beiden nicht nur klar, dass eine Lösung her musste, wie Schröder sagt. Nein, sie, die beide bereits Unternehmererfahrung mitgebracht hatten, ahnten auch, dass es für eine solche Anwendung eine veritable Nachfrage am Markt geben würde.

Frühphaseninvestment ermöglicht die Produktentwicklung

Also entwickelten Bohn und Schröder unter der Firmierung Parklifetools GbR erste Ideenansätze für eine Whiteboard-Lösung im Internet, bevor die Jungunternehmer zusammen mit den Business Angels Christopher Münchhoff, Michael Pott und Matthias Storch das nötige Eigenkapital aufbrachten, um schließlich im Oktober 2010 die Conceptboard GmbH in Stuttgart ins Leben zu rufen. Im Anschluss wurde die Lösung für ein virtuelles Whiteboard mit Frontdesk im Browser bis zu einem gewissen Reifegrad entwickelt, um 2011 auf Investorensuche zu gehen.

Ende des Jahres stieg schließlich der High-Tech Gründerfonds (HTGF) ein, der als Deutschlands aktivster und größter Frühphaseninvestor gilt. Investoren sind neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 17 Großunternehmen wie Altana, BASF, Bosch, Daimler, Deutsche Telekom, Evonik, SAP oder Carl Zeiss, die zusammen 13 Prozent mitfinanzieren. So steckte der HTGF, der üblicherweise Risikokapital in Frühphasen-Technologie- Unternehmen investiert, eine halbe Millionen Euro in Form eines nachrangigen Wandeldarlehens in das Stuttgarter Start-up. Weitere 100.000 Euro kamen über die LBBW Venture Capital hinzu, die als Side Investor agierte.

Die mobiles und simultane Arbeit steht im Vordergrund

Inzwischen wurde das Produkt Conceptboard bis zur Marktfähigkeit entwickelt, „so dass wir seitdem Realtime-Teamwork an Ideen und Dokumenten im Browser ermöglichen können“, wie Bohn erläutert. Conceptboard stellt damit eine SaaS-Lösung (Software as a Service) für Brainstorming, Feedback, Document-Review und Live-Meetings dar. „Wir bieten also eine Realtime-Projekt-Software zur Verbesserung der Zusammenarbeit in Teams und Unternehmen“, so Bohn, der für die Produktentwicklung zuständig ist. Nutzer können mit Conceptboard Dokumente und Entwürfe gemeinsam live im Browser auf einer digitalen Freifläche, dem „Board” bearbeiten. „Dort landen Dokumente und es werden Kommentare gesetzt, aber man kann auch nach Belieben scribbeln und Skizzen zeichnen“, sagt Schröder, der für die Backend-Entwicklung und den Betrieb von Conceptboard verantwortlich ist. Alle Änderungen werden bei den anderen Teilnehmern in Echtzeit sichtbar. Die Nutzung ist für Privatpersonen kostenlos, Unternehmen und Teams mieten Conceptboard mit erweitertem Funktionsumfang gegen eine monatliche Gebühr.

Nachdem das Produkt am Markt gut ankam, so dass rasch Vertriebserfolge erzielt werden konnten, stand im Jahr 2014 eine erneute Finanzierungsrunde an. Dafür konnte der BARS Fonds der Business Angels Region Stuttgart überzeugt werden, der einen Betrag im sechsstelligen Bereich besteuerte. Ebenso zogen die Altgesellschafter mit. Als Lead Investor konnte die Beteiligungsgesellschaft Nubis.IO mit Sitz in Stuttgart gewonnen werden. Insgesamt hatte die zweite Finanzierungsrunde damit ein Volumen von 300.000 Euro.

Als Ende 2015 eine weitere, kleine Finanzierungsrunde erfolgte, in dessen Rahmen eine Reihe von Altinvestoren mitgezogen, stieg auch Holger Haussmann mit ein. Der erfahrene Wirtschaftsingenieur, der unter anderem für die Verlagsgruppe Mair-Dumont in Ostfildern eine Digitalstrategie entwickelt hatte, verantwortet seitdem als Geschäftsführer die Bereiche Vertrieb, Marketing und Administration. „Von Anfang an hat mir das Produkt imponiert, weil es Veränderungen in der Arbeitswelt nachvollzieht und ermöglicht“, sagt er. Man treffe sich in der modernen Arbeitsrealität immer weniger zu Meetings, sondern agiere zunehmend von verschiedenen Standorten und Zeitzonen aus, um dennoch gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten, macht Haussmann klar. Die physische Zusammenarbeit erübrigt sich damit, was eine enorme Zeit- und Kostenersparnis bedeutet. „Und dafür kann Conceptboard einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt er.

Auch Großkonzerne nutzen das Produkt

Inzwischen haben die Stuttgarter Jungunternehmer große Konzerne als wichtigste Zielgruppe ausgemacht. Nachdem zunächst nur Selbstständige und Agenturen adressiert worden waren, geht Conceptboard seit 2015 auf Großunternehmen zu – „mit allen Konsequenzen“, wie Bohn sagt. So wurde mit dem Strategieschwenk nicht nur das Produkt erweitert und mehrere Versionen entwickelt. Das Unternehmen, das üblicherweise die Conceptboard-Plattform hostet und betreibt, hat auch eine on premises-Version entwickelt, bei der die Plattform auf den Servern der Kunden läuft. „Große Firmen wollen oft beides: Die Cloudlösung nutzen und aus Sicherheitsgründen die komplette Kontrolle behalten“, erläutert Haussmann.

Allerdings ist man sich bei Conceptboard im Klaren, dass die verstärkte Ausrichtung auf Großkunden auch längere Zyklen mit sich bringt. Entscheidungsprozesse dauern dort länger, weil sich mit der Einführung einer Realtime-Projekt-Software auch interne Arbeits- und Geschäftsprozesse ändern. „Conceptboard bedeutet aus diesen Gründen für einen Konzern eine strategische Entscheidung“, so Haussmann. Der eigene Strategieschwenk zeichnet sich bereits ab. So macht das Start-up bereits 70 Prozent seines Geschäfts mit Großunternehmen. Von Anfang an hat Conceptboard dabei auf internationale Märkte gesetzt. „Dort sind die Flächenländer, wo weit auseinander liegende Einheiten miteinander kommunizieren müssen“, begründet Haussmann diese Ausrichtung. So stellen die USA und Großbritannien die größten Märkte dar, gefolgt von Deutschland, wo acht Prozent des Umsatzes gemacht werden. Auch Indien und Australien gelten als spannende Auslandsmärkte.

Aktuelle Umsatzentwicklung von acht Prozent

Inzwischen zählt Conceptboard Kunden in mehr als 200 Ländern. Die Zahl der registrierten Nutzer liegt in der Größenordnung von 200.000 – Tendenz steigend, um rund 2.000 pro Monat. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Umsatzentwicklung wider, die ein monatliches Wachstum von rund acht Prozent aufweist. 30 Prozent des Geschäfts werden immer noch mit Kleinunternehmen gemacht – und die sollen auch eine Kundengruppe bleiben. „Aus Marketinggründen“, wie Haussmann sagt. Denn dadurch würde Conceptboard weiter bekannt werden.

Um die Ernte der eingeschlagenen Strategie mit Großunternehmen auch einfahren zu können, werde Conceptboard wohl noch bis zum Jahreswechsel brauchen, meint Haussmann. Dann gilt es wohl auch, die bisherige schlanke Struktur des Jungunternehmens mit nur sechs Beschäftigten, inklusive der drei Geschäftsführer, etwas erweitern zu müssen. Für die Zukunft nicht ausschließen will man bei Conceptboard den Einstieg eines strategischen Investors – etwa aus dem Kreis seiner Kunden. Denkbar wäre auch das Engagement eines Unternehmens, bei dem Conceptboard technologisch oder von der Kundenseite her gut ins Portfolio passen würde. Bis dahin aber wird es einer weiteren Finanzierungsrunde bedürfen, weshalb die Stuttgarter Jungunternehmer im Jahr 2017 wieder auf Investorensuche gehen dürften.

Mehr Informationen gibt es hier.