BARS Angel Portrait: Dr. Tobias Engelhardt

Dr. Tobias Engelhardt ist seit 2011 geschäftsführender Gesellschafter bei der Dr. Engelhardt, Kaupp, Kiefer Gruppe und investiert in kleine, technologieorientierte Unternehmen mit bewiesenem Geschäftsmodell und sehr guten Wachstumsperspektiven. Im Interview erzählt er von seinen Anfängen, seiner Motivation und vom Alltag eines Business Angels.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Startups zu investieren? Was motiviert Sie dabei besonders?
Schon während des Studiums hatte ich zusammen mit meinen heutigen Partnern die Idee, in Unternehmensbeteiligungen zu investieren. Seitdem habe ich in rund 100 Unternehmen investiert. Mich motiviert dabei das unternehmerische Engagement in Verbindung mit einer strategisch-konzeptionellen Herangehensweise. Das ständige Hineindenken in neue Technologien, Märkte, Teams und Unternehmenssituationen macht mir Freude.

Welche Eigenschaften sollte ein Business Angel Ihrer Meinung nach haben, um erfolgreich zu sein?

Einen klaren Blick bei der Bewertung von neuen Investments, Spaß an der Zusammenarbeit mit Gründer- und Unternehmerteams, einen langfristigen Horizont und viel Geduld. „Frustrationstoleranz“ ist besonders wichtig, da Pläne sich meistens nicht beim ersten Mal gleich erfolgreich umsetzen lassen, Rückschläge Teil des Geschäfts sind und der erfolgreiche Aufbau eines Unternehmens immer länger dauert als man denkt.

Welche Vorteile haben Business Angel Netzwerke und was bringt es Business Angels, sich in einem Netzwerk zu organisieren?

Ganz klar ist das Kennenlernen neuer Beteiligungen im Rahmen von Pitch-Veranstaltungen eine wichtige Funktion solcher Netzwerke. Daneben ist auch der Austausch mit anderen Business Angel zu Technologien, Geschäftsmodelle, Gründerteams, Vertragsgestaltungen wichtig. Der Erfahrungsaustausch ist die Möglichkeit, nicht nur aus eigenen Fehlern, sondern auch aus Fehlern anderer zu lernen.

In welche Branchen möchten Sie investieren?

Wir investieren mehr in eine Situation als in bestimmte Technologien oder Industrien. Wir begleiten Unternehmen mit einem Umsatz von EUR 1,0 – 3,0 p.a. in Ihrem Wachstum auf eine Größenordnung von EUR 10 – 30 Mio. Das haben wir zig Mal erfolgreich gemacht, so dass wir aus einem großen Erfahrungs-Fundus schöpfen können. Wir kennen die Themen im Personalbereich, im Vertrieb, bei der Finanzierung, bei der Strukturierung der Unternehmen usw., die speziell in dieser Unternehmensphase gebraucht werden.

Wie suchen Sie bzw. wie finden Sie Ihre Beteiligungsmöglichkeiten? Welche Qualitäten müssen Startups mitbringen, um Sie von einem Investment zu überzeugen?

Klar: Das Team ist entscheidend; es sollte fachlich und vor allem auch persönlich komplementär sein. Auch bevorzugen wir „spitze“ Geschäftskonzepte mit einem klaren quantifizierbaren Nutzen. Schwerpunkt ist bei uns der B-2-B Bereich. Außerdem bevorzugen wir eine möglichst einfache und übersichtliche Gesellschafterstruktur. Und schließlich sollten wir von Anfang an eine Idee haben, wie sich eines Tages ein Exit bewerkstelligen lässt.

Wie können Sie mithelfen, dass die Startups, an denen Sie beteiligt sind, sich erfolgreich entwickeln und wachsen?

Wir sind Coach und Sparringspartner und nicht der „bessere Unternehmer“. Wir vertrauen unseren Gründern und geben ihnen Selbstvertrauen, zeigen aber auch Grenzen auf, wenn es notwendig wird.

Wie intensiv engagieren Sie sich als Business Angel für Ihre Startups und in welchem zeitlichen Umfang bringen Sie sich in Ihre Beteiligungen ein? Sind Sie auch ins operative Geschäft des Startups eingebunden?

Wir treffen uns einmal im Monat mit den Gründern für ca. 2 – 4 h. Diese „Monatsgespräche“ werden von unseren Investmentmanagern vor – und nachbereitet. Aus dem operativen Geschäft halten wir uns strikt heraus, weil Gründer ihr Geschäft selbst machen müssen und wir klare Verantwortungsbereiche für wichtig halten. Ein Trainer spielt schließlich auch nicht auf dem Feld mit.

Welche Investitionssummen investieren Sie in eine Beteiligung?

Wir investieren insgesamt bis zu einer EUR 1,0 Mio. und streben eine Beteiligung von mindestens 30 % an.

Was waren bislang Ihre besten und Ihre schlechtesten Erfahrungen bzw. Ihre größten Erfolge und Ihre größten Misserfolge?

Misserfolg ist Teil unseres Geschäfts – „failure is the mother of Innovation“. Am Ende zählen aber nicht Misserfolge, nur Erfolge zählen. Die verschiedenen Exits der letzten Jahre sind sicherlich als Erfolg zu werten. Ein schöner Erfolg ist auch, nicht nur Umsatzwachstum zu erzielen, sondern zu sehen, wie Gründerteams wachsen.